Fallbeispiele:
  • Angenommen du bist männlich. Hast eine tiefe Stimme mit einer entsprechenden Stimmfarbe. Du rufst bei deiner Versicherung an und sie sprechen dich mit HERR XYZ an. Fein. Alles korrekt.
  • Angenommen du bist weiblich. Du hast eine hohe Stimme mit einer entsprechenden Stimmfarbe. Du rufst bei deiner Versicherung an und sie sprechen dich mit FRAU XYZ an. Fein. Alles korrekt.
  • Angenommen du bist männlich. Du hast eine HOHE Stimme mit einer entsprechenden Stimmfarbe. Du rufst bei deiner Versicherung an und sie sprechen dich mit FRAU XYZ an. Wie fühlst du dich? Nicht Fein.
  • Angenommen du bist weiblich. Du hast eine TIEFE Stimme mit einer entsprechenden Stimmfarbe. Du rufst bei deiner Versicherung an und sie sprechen dich mit HERR XYZ an. Wie fühlst du dich? Nicht Fein.

Immer wieder werden wir am Telefon anhand unserer Stimme einem bestimmten Geschlecht zugewiesen. Einfach weil man es so voraussetzt. Ob das so passend ist für die angesprochene Person, das zeigt sich erst wenn sie einen Hinweis gibt. So geschehen zuletzt bei der HUK Coburg. Eigentlich bin ich ja ein sehr toleranter Mensch und bin bemüht meinem Umfeld sehr viele Fehler zuzugestehen. Denn das Thema Geschlecht bzw. trans* ist in einigen Kreisen noch nicht so ganz geläufig. Deshalb lautet meine Devise „Wer Toleranz haben will, der muss auch bereit sein welche geben zu können.“ Ich kann ja nicht auf jeden Fehler mit dem versteckten Hammer hinterm Rücken warten und auf alles eindreschen. Es ist nun mal Fakt, dass einige Menschen bisher keine Berührungspunkte hatten und das erste mal einer Person wie mir begegnen. Da sind Fehler nun mal vorprogrammiert.

Jetzt habe ich allerdings besagtes Telefonat mit der jungen Dame (seht ihr, auch ich gehe davon aus, dass es sich um eine Dame handelt, weil sie laut Stimme so auf mich wirkt. Ob das korrekt ist, weiß ich nicht! Ich bin also keineswegs besser!). Ich gebe meine Daten an inklusive Name und Vorname. Sie ist plötzlich ganz erstaunt, weil sie der Meinung war diesen Namen gibt es ausschließlich für Frauen. Ich wies sie dezent darauf hin, dass man Geschlecht nicht nur anhand von Namen oder Stimmen festschreiben kann. Alex kann bspw. beides sein. Außerdem gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit ohne Geschlecht in der Geburtsurkunde oder „divers“ eintragen zu lassen. Auf meinen Hinweis ging sie nicht weiter ein, wir schlossen das Gespräch ab und legten auf. Ein relativ kurzes Intermezzo. Und dann kam die Post mit einem großen schweren DIN A4 Umschlag mit einem vermutlich guten Angebot, adressiert an HERR JULIA MONRO

Hm… und nun?

Eigentlich hat man sich an solche „Fehler“ gewöhnt, aber soll ich es immer wieder durchgehen lassen? Soll ich immer wieder einen Antrag stellen die Daten zu korrigieren? Wie oft denn noch? Immer wieder, fast täglich die Bittstellerhaltung einnehmen? Immer wieder Verständnis aufbringen? Warum muss das Verständnis immer nur von einer Seite erbracht werden? Irgendwann nervt es und es ist zermürbend. Dann kommt es einem auch nicht mehr auf die Inhalte an, welche tollen lukrativen Angebote im Schreiben enthalten sind. Solche „kleinen Fehler“ führen dazu, dass man sich sofort abwendet und einfach das nächste Angebot annimmt. Aus dem ganz einfachen Grund, weil man keine Lust hat jeden Tag die gleiche Kassette abzuspielen um sich selbst erklären zu müssen.

Liebe HUK, nicht böse gemeint, aber ich bin an Ihrem Angebot nicht weiter interessiert.