Am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi, und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) ist gewöhnlich viel los. Zeitgleich war das Gruppen Coming out im Profiußball der Männer angekündigt und im Bundesrat stand das Selbstbestimmungsgesetz auf der Tagesordnung. Es war also einiges an aktivistischer Arbeit für den heutigen Tag vorprogrammiert…
- Vormittags berichtete ich bei LinkedIn in einem Online Call über das #Selbstbestimmungsgesetz
- Während ich noch in dem Online Meeting saß, stimmte der Bundesrat schließlich über das #Selbstbestimmungsgesetz ab. Einige in der Community sorgten sich darüber, dass der Bundesrat den Vermittlungsausschuss anrufen könnte, so dass es sich alles noch ein wenig verzögern könnte. Dem war dann aber nicht so und mein Handy brummte unentwegt, während ich meinen Vortrag hielt. Schließlich konnte ich aber dann auch während dem Vortrag quasi live verkünden, dass das #SBGG den Bundesrat nun passiert hat und nichts mehr dem Inkrafttreten im Wege stehen würde.
https://www.bundesrat.de/DE/plenum/bundesrat-kompakt/24/1044/02.html
- Im Anschluss gab es zwei Interviews zum Gruppen Coming out im Fußball. Beim Tagesspiegel kritisierte ich die Aktion, dass es abzusehen war, weil niemand sich outen würde und solche Aktionen eher der Community schaden würden. Hier ein Ausschnitt:
„Alleingang ohne Community“
Julia Monro rechnete bereits damit, dass kein Profi seine Homosexualität öffentlich macht. Sie war an der Organisation ähnlicher Kampagnen beteiligt und sagt: „Ich finde diesen Alleingang ohne die Community sehr bedauerlich. Einzelkämpfer haben wir genug. Im Zweifel schadet er queeren Profis, indem er erst einen langen Spannungsbogen aufbaut und am Ende nichts herauskommt.“
Christian Rudolph, Leiter der DFB-Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, meint: „Der Fokus liegt nur auf dem einen schwulen Fußballstar. Mehrere Athleten haben erzählt, dass sie das als abschreckend empfinden. Sie würden sich wünschen, dass die Aufmerksamkeit nicht auf einer speziellen Gruppe liegt.“ Zu dem ehemaligen Nationalspieler Thomas Hitzlsperger etwa hatte Urban offenbar nicht einmal Kontakt aufgenommen. Trotzdem ist sein Gesicht auf der Website von „Sports Free“ abgebildet – so als würde er die Kampagne unterstützen. „Sich als Fürsprecher zu stilisieren, ohne Kontakt zu einem homosexuellen Fußballprofi zu haben, ist paradox“, so Julia Monro.
Christian Rudolph kritisiert außerdem, dass Fußballerinnen von der Initiative ausgeschlossen wurden. Und das, obwohl es in der Bundesliga zahlreiche offen lesbische Spielerinnen gibt, wie Svenja Huth. „Frauen sollten gerade bei diesem Thema unser Vorbild sein. Sie haben sich über Jahre Sichtbarkeit erkämpft und könnten als Ansprechpersonen fungieren, hätte Urban sie in die Kampagne einbezogen“, so Rudolph.
Auch die Wahl des Zeitpunkts könnte dazu beigetragen haben, dass das Gruppen-Coming-out nicht gelang. Kurz vor dem letzten Bundesliga-Spieltag, DFB-Pokalfinale, Champions-League-Endspiel und EM dürfte der Fokus woanders liegen. „Wer aus dem Sport kommt, weiß, dass die Fußballer sich jetzt zu einhundert Prozent auf den Sport konzentrieren müssen.“, so Rudolph.
Fraglich ist weiterhin, wofür die Spendengelder von Erst- und Zweitligisten wie Borussia Dortmund, St. Pauli oder dem VfB Stuttgart eingesetzt wurden, die teilweise im fünfstelligen Bereich liegen. Auf Anfragen des Tagesspiegels hat Marcus Urban bis heute nicht reagiert. „Wenn im Hintergrund Geld gesammelt wird für ein angebliches ‚Storytelling‘ und dann so ein medialer Wirbel gemacht wird, dann wirkt das auf mich eher wie eine clevere PR-Strategie“, sagt Julia Monro.
- Auch für utopia.de habe ich ein Interview gegeben. Sowohl zum IDAHOBIT als auch zum geplanten Gruppen Coming out im Fußball
- Am Abend bin ich schließlich nach Mainz gereist. Dort wurde ich eingeladen, um bei der Kundgebung zum #IDAHOBIT ein paar Worte an die Menschen zu richten. In einer emotionalen Ansprache warb ich für mehr Solidarität mit queeren Menschen. Die AZ Mainz berichtete schließlich über die Kundgebung.
Idahobit + Regenbogen Zebrastreifen_Mainzer AZ 18.05.2024„Hört auf queere Menschen zu diffamieren, hört auf, Falschinformationen zu verbreiten“, so Julia Monro von dgti, „es ist an der Zeit, queere Menschen als das zu betrachten, was sie sind: Menschen.“