Fußball sei noch immer ein sehr männerdominierter Sport, sagt Monro gegenüber Utopia – sowohl im Fanbereich als auch unter den Spielern. „Es ist für viele Männer ein Statusverlust, schwul zu sein – das wird als sozialer Abstieg gesehen“, so Monros Eindruck. Das macht es vielen Männern schwer, sich zu outen. Die Fanstrukturen hingegen haben sich bereits maßgeblich verändert: Bei vielen Vereinen gibt es jetzt auch queere Fanclubs.
Kritik: Planung ohne die LGBTQ+ Community
Außerdem wurde bei „sports free“ im Gegensatz zu anderen Coming-Out-Projekten wie „Out in Church“ nicht mit Verbänden und der Community zusammengearbeitet, erklärte die Expertin – das habe möglicherweise die Unsicherheit einiger Spieler verstärkt. Auf lange Sicht so einen Spannungsbogen zu ziehen, baue zusätzlich auch Druck auf Personen auf, die sich möglicherweise outen wollen, und könne abschreckend wirken.
Es sei zwar sehr gut, dass das Thema in den Medien große Aufmerksamkeit bekomme – aber mit langfristigen Versprechungen wie diesen, die dann nicht erfüllt werden, könne man der Community auch schaden, fürchtet die Referentin. Die Kampagne war außerdem nur auf homosexuelle Männer ausgelegt – bisexuelle Männer und Frauen oder lesbische Frauen wurden nicht einbezogen.
Zudem nimmt Queerfeindlichkeit immer mehr zu, das zeigt auch eine aktuelle Studie der Grunderechtsagentur der Europäischen Union (kurz: FRA). Das hänge damit zusammen, dass es viel mehr Menschen gibt, die sich outen und die erhöhte Sichtbarkeit zu einer gewissen Gegenbewegung führe, vermutet Monro. Auch der Rechtsruck der Gesellschaft habe damit zu tun.
Dass der Hass zugenommen hat, merkt Monro auch persönlich. Als trans* Frau erfahre sie vor allem online viele Anfeindungen, erhalte viele Hassnachrichten wie „Früher hätte man jemanden wie dich vergast.“ Die Aktivistin ermutigt trotzdem dazu, sich zu outen, und sich zuvor in queeren Strukturen zu organisieren, um sich Unterstützung zu holen.
Monro: „Schade, dass es solche Tage braucht“
Wie groß die gesellschaftliche und mediale Aufmerksamkeit am IDAHOBIT-Aktionstag ist, freut Monro. Es sei jedoch auch „schade, dass es solche Tage braucht, um darauf aufmerksam zu machen, dass queere Menschen diskriminiert werden.“ Allgemein gebe es noch einiges zu tun – vor allem in der Politik.
Monros Wunsch: Die Bundesregierung solle Hasskriminalität besser verfolgen, der Justizapparat von Polizei bis hin zu Gerichten müsse besser aufgeklärt und sensibilisiert werden. Auch Gesetze, die queere Menschen schützen, bräuchte es dringend, genauso wie eine Ergänzung im Grundgesetz, Artikel drei, das sexuelle und geschlechtliche Identität auch dort als Merkmal schütze. „Je nachdem, welche Regierung wir haben, geht es uns sonst mächtig an den Kragen“, fürchtet die Aktivistin.
vollständiger Artikel bei utopia.de: https://utopia.de/news/tag-gegen-queerfeindlichkeit-hass-erschwert-coming-out_684475/